Das zweite Album der Berliner Punkband Schwindel, Tod dem Diktator*, hat im Juni ´25 das Licht der Welt erblickt.
Tatkräftige Unterstützung bei der Veröffentlichung hat die Band vom Freiburger Label Flight13 erhalten.
Trackliste
A-Seite | ||
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Nr | Titel | Dauer |
A1 | Schwindel muss vernichtet werden | 3:14 |
A2 | Nix zu danken | 3:36 |
A3 | Zufallsprinzip | 1:30 |
A4 | Foto von Brad Pitt | 3:55 |
A5 | Kaputt | 3:54 |
B-Seite | ||
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Nr | Titel | Dauer |
B1 | Reclaim Spazierengehen | 3:19 |
B2 | Felsen | 4:09 |
B3 | Sollbruch | 3:47 |
B4 | Gnadenhof | 3:14 |
B5 | Tod dem Diktator | 4:41 |
Gesamtdauer: | 35:19 |
Put the needle on the record…
Tod dem Diktator ist das zweite Album der Berliner Punkband Schwindel rund um Bassist Dan, Drummer Karl und Sänger Martin. Das Debütalbum, Liebe Not von 2022, habe ich seinerzeit auch gehört, allerdings ist es irgendwie nicht zwingend hängen geblieben. Weder positiv noch negativ, es ist einfach so mit gelaufen. Und ich kann nicht wirklich sagen, wieso es so war. Nun gab es zu diesem neusten Werk ein paar Schmankerl vorab, und diese fand ich tatsächlich wirklich gut. Auch deshalb hat es dieses Album allemal verdient ausgiebig gehört zu werden. Ich bin gespannt, ob mich der zweite Streich nachhaltig überzeugen kann. Also rauf mit dem schwarzen Rund auf den Plattenteller.
Schwindel muss vernichtet werden eröffnet die Platte. Richtig schön rotzig und wütend schreit Sänger Martin die Worte ins Mikrofon. Und ich spüre, wie eine wahnsinnige Begeisterung in mir aufkommt. Ich bin kein großer Freund davon dauernd Vergleiche zu anderen Bands zu schlagen, aber als großer Fan der diversen Bands von Jens Rachut komme ich da diesmal einfach nicht herum es hier zu erwähnen. Nix zu Danken schreit mir als nächstes direkt ins Gesicht und nach einem kurzen Wutanfall in Zufallsprinzip gibt es ein grandioses Foto von Brad Pitt über Schönheitsideale. Den Abschluss der ersten Seite macht mit Kaputt dann einer der stärksten Songs auf der Platte. „Ich reiß alles ein, dann nehme ich Reißaus“
Nach der vollzogenen Wende leitet die zweite Vorveröffentlichung Reclaim Spazierengehen mit klarer Kante gegen Populismus und dummen Ideologien die B-Seite ein. B-Seite? Klingt irgendwie immer ein wenig abwertend. Ist hier aber absolut nicht der Fall. Schließlich ist mit Sollbruch ein Lied auf dieser Seite, das sich massiv in meinem Gehörgang festgesetzt hat. Selten einen so starken Song über Ausgrenzung gehört. Den Abschluss machen dann der wirtschaftskritische Gnadenhof und der namensgebende Titel der Platte – Tod dem Diktator. Obwohl es auf dem Album für mich nicht einen schlechten Song gibt, habe ich allerdings zwei Favoriten, die für mich krass nach oben heraus stechen. Das ist einmal Kaputt auf der ersten Seite, und von der Zweiten ist es Sollbruch – meiner Meinung nach absolute Meisterwerke. Textlich wie auch musikalisch.
Was auf die Ohren
Neben dem namensgebenden Tod dem Diktator und der zweiten Single Reclaim Spazierengehen, wurde kurz vor der Veröffentlichung mit Schwindel muss vernichtet werden als Teaser noch ein drittes Video präsentiert. Haltet mal kurz inne und lasst sie über euch ergehen:
Zugabe – Zugabe – Zugabe




Zugaben findet man leider nicht in dieser Platte, aber das Nötigste ist vorhanden. Eine schwarze Vinylscheibe in 140g und ein schön dickes, bedrucktes Textblatt. Positiv hervorzuheben ist die schon von Werk aus gefütterte Innenhülle, die in einem freundlichen schwarz gehalten ist.
DAS LETZTE
Schwindel hat mit Tod dem Diktator* ein Album gebaut, das sich keinesfalls vor den Genregrößen Turbostaat, Pascow und den Rachut-Bands verstecken muss. Auch qualitativ kann man dem gepressten Kunststoff nichts nachsagen, die Platte läuft rund und plan, Knackser halten sich extrem in Grenzen, und auch die Soundabstimmung ist gut gelungen. Dennoch wirkt die Produktion nicht wie glatt gebügelt, sondern kommt punkrocktypisch schön rotzig und wütend rüber.
Aufgrund meiner Erinnerung an den Vorgänger bin ich mit einer ordentlichen Portion Skepsis in dieses Album gegangen. Und ich muss zu meiner Schande gestehen, dass diese Skepsis völlig fehl am Platze war. Denn dieses Album hat mich tatsächlich nachhaltig überzeugt. Ich denke, ich werde auch ihrem Debütalbum noch einmal eine reelle Chance geben. Vielleicht war es seiner Zeit einfach die falsche Musik zur falschen Zeit… Ich weiß es nicht…. Ich schäme mich…